Die Bartholomäus-Koßmann-Stiftung
Die Bartholomäus-Koßmann-Stiftung wurde 2002 gegründet, um das Andenken des 1952 verstorbenen Eppelborner Politikers und Ehrenbürgers zu wahren und sein Vermächtnis fortzuführen.
Am 20. Juli 2024 jährt sich das Attentat auf Hitler zum 80. Male. Es handelte sich dabei um den bedeutendsten Umsturzversuch des Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime. Damit wollten die beteiligten Männer und Frauen den Krieg und die Terrorherrschaft der Nazis beenden. Mit der „Operation Walküre“ erarbeitet der Kreis um Generaloberst Ludwig Beck und Carl Friedrich Goerdeler konkrete Pläne für die Zeit nach dem Umsturz: Eine Schattenregierung mit demokratischen Kräften wurde zusammengestellt und der Entwurf einer Regierungserklärung lag bereits vor. Diese Schattenregierung sah Bartholomäus Koßmann als Beauftragten für den Wehrkreis XII (Wiesbaden) vor, der auch das damalige Saargebiet umfasste. Koßmann galt als entschiedener Kritiker und Gegner des Nationalsozialismus vor allem aufgrund seiner langjährigen politischen Erfahrung – insbesondere in der Weimarer Nationalversammlung und der Verfassungsgebenden Preußischen Landesversammlung – als geeignete Kraft für einen demokratischen Neubeginn in Deutschland. Bereits zwei Tage nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944 wurde Koßmann in Forbach verhaftet und im Gestapo-Lager Neue Bremm inhaftiert sowie danach neben weiteren Haftorten auch in das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt. Vor dem Volksgerichtshof wurde Bartholomäus Koßmann zwar am 19. Januar 1945 aus Mangel an Beweisen freigesprochen, blieb dennoch bis zu seiner Befreiung in Haft und wurde weiterhin durch die Gestapo überwacht. Erst nach dem Kriegsende konnte Bartholomäus Koßmann, mittlerweile durch die Haft gesundheitlich schwer gezeichnet, als Mitglied der Verfassungskommission des Saarlandes den demokratischen Neuaufbau dieses damals noch eigenständigen Staates mitgestalten.
Bartholomäus Kossmann ist heute Ehrenbürger der Gemeinde Eppelborn und ist in einem Ehrengrab auf dem Eppelborner Friedhof bestattet. Mehrere Straßen im Saarland tragen heute seinen Namen und die Bartholomäus-Koßmann-Stiftung mit Sitz in Eppelborn widmet sich der Erinnerung an sein Wirken.
Heute erinnert der 20. Juli als Datum nicht nur stellvertretend an alle, die sich im Dritten Reich unter Gefährdung ihres eigenen Lebens gegen das nationalsozialistische Regime aufgelehnt haben, um ein Zeichen gegen das Unrecht zu setzen, sondern ist auch ein Appell an unsere heutige Verantwortung für den Erhalt von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Auch der Eppelborner Bürgermeister Dr. Andreas Feld hebt die Bedeutung von Koßmanns Wirken für die heutige Zeit hervor: „Die Themen, die schon Bartholomäus Koßmann bewegten sind heute wohl so aktuell wie seit dessen Lebzeiten nicht mehr: Inflation, Extremismus und Krieg in Europa. Auf so vielen Ebenen sind wir derzeit mit Problemen konfrontiert, für deren Lösungen die Generationen vor uns sich bereits vehement eingesetzt haben. Der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 möge uns daran erinnern, wie wichtig es ist jederzeit für die eigenen Überzeugungen einzustehen und sich gegen Extremismus jeglicher Art aufzulehnen.“
Anlässlich dieses Gedenktages gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen und Infos, auf die wir Sie gerne aufmerksam machen möchten:
Stiftung 20. Juli 1944 (stiftung-20-juli-1944.de)
Planet Wissen: 20. Juli 1944 – Attentat auf Hitler (planet-wissen.de)
Deutsches Historisches Museum: Das Attentat vom 20. Juli (dhm.de)
Der aktuelle Band Nr. 23 der Eppelborner Heimathefte enthält den von Bartholomäus Koßmann selbst verfassten Beitrag „Vom Schreiber zum Bergmann“, den er ursprünglich unter einem Pseudonym Anfang der 1930er im Saarbrücker Bergmannskalender veröffentlicht hatte. Die Bartholomäus-Koßmann-Stiftung unterstützt die Veröffentlichung des Heimatheftes, das für 15 € bei der Bürgerinfo im Rathaus erworben werden kann.
Bartholomäus Koßmann, Ehrenbürger von Eppelborn, war vor mehr als 100 Jahren Mitbegründer der ersten deutschen Demokratie. Mitglieder des Ortsrates und des Heimatkreises würdigten am 70. Todestag des konservativen Sozialpolitikers an seiner Grabstätte seine Verdienste. „Wir sind stolz auf Bartholomäus Koßmann, weil einer von uns so groß die Politik des Saarlandes und Deutschlands mitbestimmt hat“, begründete Ortsvorsteher Berthold Schmitt die besondere Würdigung.
Koßmann verbrachte seine Kindheit und Schulzeit in Eppelborn. Nach der Schule wurde er katholischer Gewerkschaftssekretär. „Von da aus startete er eine große Karriere. Er wurde 1912 für das Zentrum in den Reichstag in Berlin gewählt und 1919 in die Nationalversammlung in Weimar. Diese tagte 1920,“ informierte Schmitt. Er führte weiter aus, dass Koßmann in dem vom Völkerbund verwalteten Saargebiet zunächst in der Verwaltung der Völkerbundregierung tätig, dann Präsident des Landesrates und später Mitglied der Regierungskommission als einziger Saarländer wurde. Koßmann hätte im Abstimmungskampf um den Status des „Saargebietes“ in den Jahren 1934/1935 für den Anschluss ans Deutsche Reich plädiert. Dies wäre ihm von manchen Zeitgenossen als Anhängerschaft zu Hitler ausgelegt worden. „Während des Zweiten Weltkrieges knüpfte Koßmann Kontakte zu Widerstandskreisen um den Leipziger Bürgermeister Carl Goerdeler und geriet so in den Verdacht der Gestapo. Koßmann wurde verhaftet und wegen Hochverrats vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz des berüchtigten Gerichtspräsidenten Dr. Roland Freisler angeklagt“, ergänzte Schmitt den Werdegang des ehemaligen Eppelborner Bürgers, der zwar freigesprochen, aber weiter in Haft gehalten wurde.
Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Koßmann ins Saarland zurück. Er wurde Mitbegründer der CVP (Christliche Volkspartei des Saarlandes) und Vizepräsident des ersten Landtages. Dort war er auch Mitglied der Verfassungskommission. „Die dort formulierte Verfassung gilt im Saarland heute noch“, betonte Ortsvorsteher Schmitt.
Koßmann starb am 9. August 1952 in Homburg und wurde drei Tage später als Ehrenbürger auf dem Friedhof in Eppelborn beigesetzt. In dem Grabfeld beerdigt sind auch seine Ehefrau Helene, sein Sohn Dr. Felix Koßmann sowie seine Schwester Katharina mit Ehemann Johann.
„Wir wollen hier in aller Stille an seinem Grab gedenken, an ihn und seinen Einsatz für die Menschen im Saarland, in Deutschland und natürlich für seine Gemeinde Eppelborn.“ Zum Dank und als Anerkennung legte Schmitt ein Blumenbouquet auf dem Grab nieder. Sichtlich gerührt über diese Aktion war der Enkel von Bartholomäus Koßmann, Christoph Koßmann. Er ist für diesen Anlass extra aus seinem Wohnort in Luxemburg angereist. Er bedauerte, dass er seinen Großvater, der so Großartiges geleistet hätte, nie kennen gelernt hat. Christoph Koßmann kam erst 1957 zur Welt.
Die Ortsverbundenheit seines Großvaters zu Eppelborn begründete er mit den Worten: „In Berlin hat er zu den großen Junkern gezählt. Er wusste, dass er hier in seiner Heimat Kräfte sammeln konnte.“ Im Namen der Familie dankte Christoph Koßmann den Verantwortlichen dieser Würdigung und freute sich, dass sie das Andenken an seinen Großvater in Ehren halten.
Text und Fotos: Maria Boewen-Dörr
Bartholomäus Koßmann prägte durch sein Engagement in den entscheidenden Gremien die Politik des 20. Jahrhunderts Deutschlands und insbesondere des heutigen Saarlandes entscheidend mit und unterstützte den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Koßmann wurde am 02. Oktober 1883 in Eppelborn geboren und schloss sich bereits als junger Bergmann der katholischen Arbeiterbewegung an. Er zog 1912 als jüngster Abgeordneter der Zentrumspartei in den Deutschen Reichstag ein. 1919 war er Mitglied der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung. und von 1919 bis 1920 der Weimarer Nationalversammlung an und gestaltete so den Wiederaufbau Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg mit. 1922 bis 1925 war er Vorsitzender des Landesrates und ab 1924 das saarländische Mitglied der international besetzten Regierungskommission des Völkerbundes für das Saargebiet.
Bartholomäus Koßmann war Widerstandskreis um Carl Friedrich Goerdeler aktiv und wurde im Anschluss an das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Hitler von der Gestapo verhaftet. Bis zum 12. Februar 1945 war in Haft, unter anderem im Gestapo-Lager Neue Bremm und im KZ Ravensbrück und wurde auch anschließend noch durch die Gestapo überwacht.
Nach Kriegsende gehörte Bartholomäus Koßmann zu den Mitbegründern der Christlichen Volkspartei des Saarlandes und war Mitglied der Verfassungskommission des Saarlandes, die die Verfassung des Saarlandes ausarbeitete. Am 5. Oktober 1947 wurde er in den neu gegründeten Landtag des Saarlandes gewählt, dem er bis zu seinem Tod am 9. August 1952 angehörte.
Die Bartholomäus-Koßmann-Stiftung fördert die Sammlung und Erforschung des Lebens und Wirkens Koßmanns und die Einordnung seines Werkes in den saarländischen, deutschen und europäischen Kontext.
Neben der Unterstützung von Forschungs-, Ausstellungs- und Publikationsvorhaben unterstützt die Stiftung auch die Förderung der Jugend im Sinne der Leitgedanken von Bartholomäus Koßmann, etwa durch Schulprojekte oder durch die Vergabe von Preisen für herausragende Leistungen von Schülerinnen, Schülern und Auszubildenden der Gemeinde Eppelborn.
Zudem unterstützt die Stiftung Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Eppelborn im sozialen Bereich, soweit öffentliche Mittel nicht zur Verfügung stehen.
Wir freuen uns über Forschungsvorhaben, Projektideen und Anfragen an:
Bartholomäus-Koßmann-Stiftung
Rathausstraße 27
66571 Eppelborn
Ansprechpartner:
Marc Schmitt
Tel: 06881 / 962628
E-Mail: schmitt.marc@eppelborn.de
- Vorstandsvorsitzender: Christoph Kossmann
- Bürgermeister Dr. Andreas Feld
- Frank Buchheit
- Hans-Günter Maas
Philipp W. Fabry: Bartholomäus Koßmann – Treuhänder der Saar. 1924-1935. Erhältlich bei der Bürgerinfo im Rathaus (39,90 €).
Reinhold Bost: Bartholomäus Kossmann. Christ – Gewerkschaftler – Politiker 1883-1952.