In seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag, 20. Januar 2022, hat der Gemeinderat Eppelborn den Planungen zu einem Einkaufszentrum am Hierscheider Graben einstimmig zugestimmt. Nachdem die Investoren die Planungen zu einem dm-Markt, einem EDEKA sowie einem Discounter vorgestellt hatten, sprachen sich die Gemeinderatsmitglieder aller Fraktionen einstimmig für den Start der Planungen aus. „Natürlich wäre ich lieber ins Zentrum gegangen und hätte hier die Märkte angesiedelt. Doch wir bekamen ganz klare Absagen von den Marktbetreibern für die Flächen und Gebäude im Ortskern“, betont Bürgermeister Andreas Feld. Der Standort ist alternativlos. Er versichert, dass nun alle erforderlichen Fachgutachten eingeholt werden. Wenn diese vorliegen, lädt er alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu einer Informationsveranstaltung ein. „Ich will frühestmöglich informieren und mir die Sorgen und Nöte der Bevölkerung anhören. Ich möchte aber nochmals betonen, so sehr wir uns auch anstrengen, es wird in der Gemeinde aufgrund verschiedener Gegebenheiten – unter anderem auch aufgrund der Topografie – keine andere Möglichkeit einer Ansiedlung geben“, erklärte er.
Entscheidend für die Verträglichkeit des Einkaufszentrums mit seiner direkten Umgebung ist die geplante Lage des Gebäudes. „Auf keinen Fall werden die direkten Anwohner auf große Wandflächen schauen. Das Gebäude wird quasi in den Hang gebaut. Dazu soll eine umfangreiche Begrünung ebenfalls für entsprechenden Sichtschutz sorgen“, erläutert Andreas Feld. Wie das Gebäude in den Hang durch aufwendige Erdmassenbewegungen eingebaut wird, zeigt das Schaubild unten. Ebenso wird besonders auf den Schutz der Anwohner vor Lärm geachtet werden. Gleiches gilt auch für die Verkehrsführung vor Ort und den Anliegerstraßen. Das wasserrechtliche Problem wird intensiv begutachtet. So soll ein Retentionsbecken unter der Parkfläche zum Auffangen von Regenwasser bei Starkregenereignissen gebaut werden.
Neben den Einkaufsmöglichkeiten bringe die Neuansiedlung am Hierscheider Graben auch zahlreiche Arbeitsplätze, eine deutliche Steigerung der Kaufkraft und nicht zuletzt auch ein deutliches Plus an Gewerbesteuer- und Umsatzsteuereinnahmen, wie der Bürgermeister betont. So bezieht die Gemeinde Eppelborn aktuell im Vergleich zu den Nachbarkommunen deutlich geringere Einnahmen bei der Umsatzsteuer. Sie liegt etwa bei der Hälfte der Einnahmen in Illingen oder Lebach, was auf die immense Kaufkraftabwanderung (jeder zweite Euro wird nicht in Eppelborn ausgegeben) zurückzuführen ist.
Veröffentlicht am 28.1.2022
In unseren FAQs sind die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema Einkaufszentrum „Hierscheider Graben“ zusammengefasst:
- Weshalb wurden die Planungen durchgeführt?
Sehr viele Bürgerinnen und Bürger haben seit seinem Amtsantritt Bürgermeister Andreas Feld, aber auch den Eppelborner Ortsvorsteher Berthold Schmitt sowie die Mandatsträger in der Gemeinde angesprochen und erklärt, dass sie sich eine Verbesserung der Einkaufssituation in der Gemeinde wünschen. Ganz oben auf der Wunschliste steht dabei ein Drogeriemarkt. Zudem haben die Verantwortlichen der Discounter signalisiert, dass sie sich sehr gerne vergrößern würden, da sie aktuell ihr Warenangebot nicht entsprechend platzieren können.
- Welche Märkte sind geplant?
Die Planungen sehen vor, dass ein Vollsortimenter EDEKA kommt. Dieser soll von einem Einzelhändler geführt werden. EDEKA setzt seinen Schwerpunkt auf regionale Produkte und arbeitet mit den örtlichen Händlern wie Bäcker, Metzger und Landwirte gerne zusammen und nimmt auch deren Produkte ab. Ebenso soll mit dem Drogeriemarkt dm eine jahrelange Versorgungslücke geschlossen werden. Hinzu kommt die Ansiedlung eines Discounters.
- Welche Vorteile bringt dies für die Bürger?
Mit dieser Ansiedlung soll langfristig der Einkaufstandort Eppelborn gesichert werden. Vor allem soll auch der von vielen Bürgerinnen und Bürgern seit Jahren gewünschte und benötigte Drogeriemarkt dm angesiedelt werden. Damit wäre die Gemeinde für die Zukunft im Bereich Nahversorgung vor Ort bestens aufgestellt. Ebenso werden zwischen 80-90 Arbeitsplätze vor Ort geschaffen und Kaufkraft zurückgewonnen. Die Gemeinde kann es sich auf Dauer nicht leisten, hohe Kaufkraftabflüsse in Nachbargemeinden zu haben, wie es derzeit der Fall ist. Dies führt zu erheblichen Einbußen bei den Einnahmen der Gewerbe- und Umsatzsteuer in Eppelborn. Diese Gelder werden dringend benötigt, um in die Infrastruktur zu investieren: Damit in die Hallen, die Sportplätze und das Hallenbad der Gemeinde sowie für beste Kinderbetreuung und Straßen in Eppelborn investiert werden kann. Die Finanzkraft der Gemeinde sollte nach Möglichkeit in der Gemeinde bleiben. Und: Für die Orte Hierscheid und Humes ist es eine starke Verbesserung der fehlenden Nahversorgung „vor der Haustür“.
- Ist dieses Einkaufszentrum für Eppelborn überhaupt notwendig?
Nach einem Sachverständigengutachten aus dem Jahr 2014 fehlen in Eppelborn bis zu 3.000 qm Verkaufsfläche für Gegenstände des täglichen Bedarfs. Ebenso fehlt ein rund 700 qm großer Drogeriemarkt. Betrachtet man die Nachbarkommunen (Tholey, Heusweiler, Illingen, Lebach) fällt auf, dass diese in den letzten Jahren erheblich ihre Marktstandorte gestärkt und zukunftsfest gemacht haben. Jeder zweite Euro für Dinge des täglichen Bedarfs wird außerhalb der Gemeinde ausgegeben. In Tholey (ca. 5.000 Einwohner weniger als Eppelborn) wird der dritte EDEKA-Markt gebaut. In Illingen sind zwei REWE-Märkte, auch Lebach siedelt einen neuen REWE-Markt an. In Saarwellingen wurde ein neues Einkaufszentrum mit dm-Markt, EDEKA sowie ALDI und LIDL gebaut. Im ehemaligen LIDL in Saarwellingen hat sich inzwischen ein Netto-Markt angesiedelt, dazu eine Rossmann-Filiale. Von diesen zahlreichen Ansiedlungen profitieren dann auch die Einzelhändler im Bereich Bekleidung, aber auch Fachgeschäfte für Floristik, Brillen, Obst- und Gemüse. Ein Mehr an Einkaufsmöglichkeiten bringt die Kundschaft in die Kommunen – und steigert somit auch den Umsatz im örtlichen Gewerbe und Einzelhandel.
- Führt die Ansiedlung am Ortsrand nicht zu einem weiteren Aussterben unseres Zentrums?
Leider stehen jetzt schon viele Geschäfte leer, obwohl es kein neues Einkaufszentrum gibt. Gründe für den Leerstand sind unter anderem zu kleine Verkaufsflächen, keine Barrierefreiheit oder fehlende Parkmöglichkeiten in der Nähe. Manchmal ist es aber auch der Zustand der Immobilien. Die Corona-Pandemie und das damit veränderte Einkaufsverhalten (Online-Handel) kommen erschwerend hinzu. Durch das geplante Einkaufszentrum wird es keine Konkurrenz zum bestehenden lokalen Einzelhandel geben. Die Auswirkungen der Ansiedlung werden durch ein Fachgutachten geprüft und eng mit dem Gewerbeverein abgestimmt. Bestehende Angebote wie etwa Parfümerieartikel oder Toto-Lotto soll es im Einkaufszentrum nicht geben. Ausschließlich in den Bereichen, wo das Gutachten Defizite in der Versorgung in der Gemeinde bestätigt, soll das Warenangebot ergänzt und ausgebaut werden. Wir haben im Ortskern, aber auch in unseren Ortsteilen eine Vielzahl an Einzelhandelsgeschäften mit kompetenter Beratung und sehr guter Auswahl, was von vielen geschätzt wird. Hier kaufen die Kundinnen und Kunden gerne ein und werden es sicher auch weiterhin tun. Die Gemeinde steht ganz klar hinter ihrem lokalen Einzelhandel!
- Wird durch die Planungen in eine ökologisch wertvolle Fläche eingegriffen?
Die Fläche am Hierscheider Graben ist eine reguläre Ackerfläche. Diese ist weder ein Landschaftsschutzgebiet noch ist sie landwirtschaftliche Vorrangfläche. Zudem grenzt sie direkt an eine Landstraße.
- Warum kann der Drogeriemarkt nicht in den direkten Ortskern, etwa auf der Fläche der ehemaligen Tankstelle oder dem Festplatz gebaut werden? Es gibt doch so viel Leerstand im Ort.
Anderthalb Jahre lang wurden sämtliche Standorte im Ortskern und der direkten Umgebung eingehend geprüft und auch den entsprechenden Marktbetreibern und Investoren mit großem Nachdruck angeboten. Diese haben die Flächen allesamt aufgrund der Größe, Lage und der Beschaffenheit der Fläche abgelehnt. Die Unternehmen können nicht gezwungen werden, sich an Standorten, die für sie wirtschaftlich uninteressant sind, anzusiedeln.
- Wird es eine große Verkehrsbelastung in der Schlossstraße oder auch in Hierscheid und Humes geben?
Auch mit dieser Frage werden sich im Rahmen der Genehmigungsverfahren die zuständigen Behörden auseinandersetzen. Es wird dazu eine geordnete Verkehrswegeplanung, auch für die angrenzenden Straßen, geben. Festzustellen ist, dass der Verkehr zu einem Einkaufszentrum im Ortskern – auch der Zulieferverkehr – ebenfalls durch diese Straßen fließen wird. Auf jeden Fall wird es zahlreiche Vorgaben geben, was den Verkehr und die Anlieferungszeiten betrifft. Selbstverständlich wird hierzu ebenfalls im Rahmen des Bebauungsverfahrens ein Sachverständigengutachten erstellt werden. Ein vorsichtiger Eröffnungstermin eines Fachmarktzentrums könnte im Jahr 2026 sein. Bis dahin werden wir sicherlich deutlich mehr E-Fahrzeuge auf der Straße haben. Auch die Erreichbarkeit der Einkaufsmöglichkeiten von gleich mehreren Eppelborner Wohngebieten mit dem E-Bike oder auch zu Fuß bringt deutlich mehr Verkehrsberuhigung und Lebensqualität.
- Werden wir als Bürgerinnen und Bürger beteiligt? Warum haben wir vorher nichts davon gehört?
Die Gemeinde hat zum frühestmöglichen Zeitpunkt informiert. Eine Information kann erst dann erfolgen, wenn Grundstücke gesichert sind, eine Vorabstimmung mit der Landesplanung erfolgt ist und mit potenziellen Märkten Vorverträge abgeschlossen sind, wie hier mit dm und EDEKA. Dies war erst wenige Tage vor der ersten Veröffentlichung Mitte Januar 2022 der Fall. Mit der Vorstellung des Projektes beginnt die Bürgerbeteiligung. Dieses ist im Rahmen des beginnenden Bebauungsplanverfahrens gesetzlich geregelt. Zweimal können die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Bauleitverfahrens Anregungen und Bedenken äußern. Noch vor der ersten Offenlegung wird es eine Bürgerversammlung geben. Aber auch wenn dieses Vorgehen nicht gesetzlich geregelt wäre, würde die Gemeinde Eppelborn die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an mit einbeziehen. Bei einem solchen Vorhaben hat Transparenz und Offenheit sowie eine konstruktive Diskussion oberste Priorität. Das Verfahren steht noch ganz am Anfang. Um überhaupt in konkrete Planungen gehen zu können, müssen zunächst die Ortsräte gehört und der Gemeinderat gefragt werden. Doch schon vor der ersten Offenlegung wird eine Bürgerversammlung stattfinden. Hier können alle Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung zu dem geplanten Einkaufszentrum äußern und sich in Ruhe über die vorgelegten Gutachten informieren. Alle Bedenken und Einwände werden ausführlich geprüft. Der Bürgermeister nimmt die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst.
- Hätte es nicht genügt, einen Drogeriemarkt anzusiedeln?
Die Drogeriemarktkette Rossmann hat den Standort Eppelborn abgelehnt. Der Drogeriemarkt dm möchte nur mit einem Vollsortimenter und/oder einem Discounter in direkter Nachbarschaft platziert sein. Ansonsten hat auch dm kein Interesse am Standort Eppelborn.
- Gibt es keine Alternativen für den Standort, etwa in einem der Ortsteile?
Die Landesplanung lässt solche Ansiedlungen nur in Gemeindebezirken ab einer bestimmten Einwohnergröße zu. Zudem fehlt es auch hier an geeigneten Standorten. Die Fläche „Hierscheider Graben“ ist alternativlos, alle anderen Standorte, die den Märkten und Investoren vorgestellt haben, wurden abgelehnt.